Calgary Stampede – Yehaaaa!

Das wichtigste zuerst – wir leben offensichtlich noch. Warum haben wir dann so lange nichts mehr von uns hören lassen? Wir sind viel gereist. Haben uns häufig in Gegenden ohne Internet herum getrieben. Und wenn wir mal die Chance hatten das Internet zu nutzen, dann mussten wir meistens unsere Wäsche waschen oder die Vorräte auffüllen damit wir schnell wieder in den nächsten National Park aufbrechen konnten. Jetzt sind wir gerade wieder auf einer kleinen Farm und helfen bei der täglichen Arbeit. Im Gegenzug dürfen wir hier wohnen und werden mit Essen versorgt. Aber dazu schreiben wir euch in einem anderen Artikel ein paar Zeilen.

Seit unserem letzen Beitrag ist ganz schön viel passiert. Damit wir euch nach so langer Zeit nicht mit längst vergangenen Dingen langweilen, werden wir in diesem Artikel mit unserem Besuch beim Calgary Stampede Rodeo wieder einsteigen. Alles dazwischen werden wir nachholen. Versprochen!

Vor nun gut eineinhalb Wochen haben wir Christian und Anne am Flughafen in Calgary abgeholt. Die beiden verbringen ihren Urlaub hier in Kanada und hatten sich entschieden eine Woche mit uns gemeinsam zu reisen. Wie ihr euch sicher vorstellen könnt haben wir uns total darüber gefreut. Nach neun Monaten endlich mal wieder Freunde aus Deutschland zu treffen ist ein weiteres Highlight auf unserer Reise durch Kanada :-).

Nach einem schönen und feuchtfröhlichen ersten Abend in Calgary sind wir am nächsten Tag zum Calgary Stampede, dem größten Rodeo Nordamerikas, aufgebrochen. Hinter der Ticketkontrolle tat sich vor uns eine riesen Kirmes auf. Jede Menge Fressbuden, Fahrgeschäfte und andere Arten der Unterhaltung. Und dazwischen jede Menge Cowgirls und Cowboys. Ohne Cowboyhut war man in diesen Tagen in Calgary auf jeden Fall underdressed.

Den Tag über haben wir uns von einer Fressbude zur nächsten durchprobiert und dem bunten Treiben zugeschaut. Für den Nachmittag hatten wir uns Karten für das Rodeo besorgt. Obwohl wir uns für die ganz günstigen Tickets entschieden hatten und ganz oben unterm Dach gesessen haben, hatten wir einen super Blick über das ganze Treiben.

Unsere Plätze hatten wir schnell gefunden, und eine Dose, von dem was die hier Bier nennen, war auch zügig gekauft. Es konnte also los gehen. Die Show wurde von den Mounties eingeleitet, die uns gezeigt haben, was sie in Sachen Formationsreiten so drauf haben. Anschließend noch ein bisschen Show mit wehenden Fahnen und ein wenig Feuerwerk. Dann ging das eigentliche Rodeo los. Der erste Wettkampf war das Tie-Down Roping. Man stelle sich ein Kalb vor, das gefolgt von einem Lasso schwingendem Cowboy hoch zu Ross in die Arena rennt. Es gilt das Kalb mit dem Lasso zu fangen, das Pferd zum stehen zu bringen, währenddessen vom selbigen zu springen, zum gefangenen Kalb zu sprinten, dieses mit einem beherzten Griff umzuwerfen und schlussendlich mit einem Strick drei Beine zusammen zu binden. Der diesjährige Gewinner hat für diese Aktion gerade mal 7 Sekunden benötigt. Dafür gab’s am Ende dann auch einen Check über $100.000 CAD.

Als nächstes kam das Steer Wrestling dran. Wiederum rennt ein etwas größeres Kalb in die Arena, gefolgt von einem Cowboy hoch zu Pferd. Bei diesem Wettkampf springt der Cowboy aber direkt auf das Kalb, packt es beim Kopf und wirft es zu Boden. Das kann man in 3,7 Sekunden schaffen wenn man gut ist :-D.

Bareback hieß der nächste Wettkampf. Es galt mindestens 8 Sekunden auf einem wild durch die Arena bockenden Pferd sitzen zu bleiben. Und das ohne Sattel. Und weil das viel zu einfach ist, muss der Cowboy zusehen, dass er auch noch stylisch rüber kommt. Denn sowohl der Cowboy als auch das Pferd bekommen noch eine B-Note. Die gleiche Schose gibt es auch noch mit Sattel, dass nennt sich dann Saddle Bronc.

Der einzige Wettkampf, an dem ausschließlich Frauen teilgenommen haben, nannte sich Barrel Racing. Drei große Tonnen werden im Abstand von ca. 20-25 Metern in einem Dreieck in der Arena aufgestellt. Dann kommt das Cowgirl mit einem Affenzahn in die Arena geritten, dreht eine Runde um das erste Fass, beschleunigt auf das zweite Fass zu, umrundet auch dieses um auch das letzte Fass zu umrunden. Dann gibt sie dem Pferd noch einmal ordentlich die Sporen um durch die Lichtschranke zu reiten und die Zeit zu stoppen. Ein gutes Cowgirl schafft das in sportlichen 17,61 Sekunden (auf Platz zwei landet man dann mit 17,62 Sekunden :/).

Und dann endlich die Königsdisziplin. Das Bullriding. All diejenigen Cowboys, denen die oben erwähnten Wettkämpfe schlicht viel zu einfach und langweilig daher kommen, setzen sich auf einen grob geschätzt 700-800 kg schweren Bullen, versuchen 8 Sekunden dort sitzen zu bleiben und bei der Aktion nicht zu sterben. Aber auch hier gilt: Nicht einfach nur sitzen bleiben sondern dabei auch gut aussehen. Die B-Note kann einem Cowboy durchaus den Sieg kosten.

Und damit war das Calgary Stampede Rodeo auch zu Ende. Einziger Wehrmutstropfen war, dass wir den großartigen WM-Sieg unserer Fußballnationalmannschaft nicht live miterleben konnten (die empörten Aufschreie von euch haben wir ja schon über Facebook erhalten – das könnt ihr euch also hier in den Kommentaren sparen ;-)).

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Welcome back

Die Tage im Mauricie National Park waren einfach nur genial, aber wir hatten unseren HelpX Hosts versprochen, dass wir sie im Juni besuchen kommen. Also hieß das nächste Ziel Georgian Bay in Ontario. Doch ganz ohne Zwischenstops ging dass dann ja doch nicht. Wobei der erste Halt in Montreal ja eher monetäre Gründe hatte. Wir haben nämlich festgestellt, dass das Bier in Québec im Vergleich zu den anderen Provinzen nur halb so teuer ist 🙂
Aber danach ging’s ohne Umwege über die Grenze nach Ontario. Die Nacht haben wir in Brockville verbracht. Die Stadt nennt sich auch das Tor zu den 1000 Islands. Diese besagten Inseln liegen im St. Lawrence Strom. Manche der Inseln sind so klein, dass eben mal ein Haus und ein Baum darauf passen. Man sollte ja meinen, dass das Land groß genug ist aber die Kanadier haben wirklich auf diesen Mini Inseln Häuser errichtet. Aber gut, da kann man dann sicher sein, dass einem der Seeblick nicht verbaut wird. Aufgrund von Dauerregen haben wir die Eilande nur im Vorbeifahren bestaunt. Besagter Regen führte dann auch dazu dass wir weiter nach Kingston gefahren sind und uns dort nach Indoor Aktivitäten umgeschaut haben. Zuerst haben wir uns das Fort Henry vorgenommen. Im dortigen Besucherzentrum konnten wir mit einer Kanone feindliche Schiffe abschießen, dem Militärarzt bei der Diagnose unterstützen und ausprobieren welche Uniform uns am besten steht. Alles Dank ausgefeilter digitaler Technik. Der nächste Stop war die City Hall von Kingston. Dort gab es kostenlose Führungen durch das Gebäude und dabei noch sehr guten Geschichtsunterricht. So haben wir beispielsweise erfahren, dass Kingston die erste Hauptstadt Kanadas war bevor Queen Victoria Ottawa als Hauptstadt bestimmte.
Am nächsten Tag gab es dann noch mehr Geschichte bei unserem Besuch des Bellevue Hauses. Hier lebte der erste Präsident Kanadas Sir John A. MacDonald zeitweise. Neben Infotafeln und Video gab es verschiedene „Hausangestellte“ in der Kleidung des 19. Jahrhunderts, die beispielsweise im Garten gearbeitet haben und unsere Fragen beantwortet haben. Eine sehr gelungene Idee.
Nachdem wir unseren Wissensdurst gestillt hatten, ging’s dann Richtung Moonstone zu Reinhold und Jeanette (die erste Farm auf der wir gelebt haben). Doch einen letzten Zwischenstop konnten wir uns nicht verkneifen. Yasa hat uns von einem deutschen Bäcker erzählt, der nach Kanada ausgewandert ist. Falls einer von euch denkt, hm die Story mit dem Bäcker kenn ich, hat recht, denn seine Auswanderstory gab es im Fernsehen zu sehen. Da die Kanadier einfach nicht wissen was gutes Brot ist, konnten wir uns den Halt nicht verkneifen. Und wow, das hat sich mal wirklich gelohnt. War alles super lecker und super schnell verputzt 🙂

Aber dann endlich – Moonstone. Die beiden hatten sich nicht verändert, wie immer lieb, herzlich und gut gelaunt, aber auf der Farm hat sich einiges getan. Die beiden sind jetzt nämlich nicht nur stolze Hühnerbesitzer, sondern nun auch Pflegeeltern von einem Geschwisterpaar, die die beiden ordentlich auf Trab halten. Aber es blieb trotzdem genug Zeit für ein zwei Bierchen und einer netten Unterhaltung und ganz wichtig für die WM. Samstags gab es ein großes BBQ und natürlich ein ordentliches Lagerfeuer mit all den Freunden und Verwandten, die wir über die Zeit kennengelernt haben. Am Sonntag war dann Renzos großer Tag. Das erste mal angeln in Kanada stand auf dem Programm. Hierfür hat uns Angela mit Familie zu ihrer Tante genommen, die ein Haus direkt am See hat. Reinhold hat Renzo gezeigt wie der Wurm auf dem Haken befestigt wird und dann ging’s ab auf den See. Nach ca. 10 Minuten hat dann auch schon der erste Fisch angebissen. Er war zwar zu klein und durfte daher zurück in den See aber Renzo war zu Recht sehr stolz. Nachdem alle Würmer an die Fische verfüttert waren und der Fischeimer immer noch leer, gab es zur Belohnung ein Eis.
Nachdem wir am Montag den sensationellen Auftaktsieg unserer 11 mit Reinhold geschaut hatten, haben wir unsere Sachen gepackt und sind zur Ziegenfarm gefahren. Wir sind pünktlich zur der Nachmittagsfütterung angekommen und waren einfach nur platt über die vielen Ziegen, die dort rumsprangen. Die Herde hat sich fast verdoppelt und überall liefen kleine Ziegenbabies rum. Vier von ihnen werden von Hand aufgezogen und sind daher sehr zutraulich und verspielt. Einfach nur süß. Wir haben uns aber nicht nur über das Wiedersehen mit den Ziegen gefreut, sondern natürlich auch über Jeanne und ihre Familie. Carson, der jüngste Sohn hatte Geburtstag und so kamen wir in den Genuss eines weiteren sehr leckeren BBQs und einer 4-stöckigen Geburtstagstorte. Später saßen wir alle um ein großes Lagerfeuer und haben Marshmallows gebraten. Die nächsten Tage waren sehr entspannt. Wir haben ein wenig bei der täglichen Arbeit mit den Tieren geholfen und ansonsten die Ruhe und Natur auf der Farm genossen. Am Mittwoch Abend haben wir gemeinsam mit Jeanne Yasa und unsere Winterklamotten zum Flughafen gebracht und auf den Weg zurück nach Deutschland geschickt. Und auch wir haben uns wieder auf den Weg zu neuen Abenteuer aufgemacht.
Reinhold & Jeanette, Jeanne & Bill thank you so much for giving us a home here in Canada and we will come back for sure – but only during summer 🙂

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