Plan B

Da sind wir wieder. Wir wissen, dass wir ein wenig mit der Berichterstattung nachgelassen haben. Aber in den letzten Tagen haben wir nicht ganz so viel Erwähnenswertes erlebt. Und langweilen wollen wir euch schließlich auch nicht. Aber ein paar Kleinigkeiten können wir doch berichten.

Zum Beispiel hatten wir jede Menge Spaß beim Halloween-Pub crawl. Wir haben uns alle möglichst schaurig verkleidet, und dann ging es von einem Pub zum nächsten. Tina hat für ihre vier Arme sehr viel Anerkennung bekommen. Und ich als „Men eating Backpack – the Backpackers worst Nightmare“ konnte ebenfalls für ein bisschen Heiterkeit sorgen. Leider sind solche Veranstaltungen immer schon um zwei Uhr nachts vorbei. Ab zwei darf hier kein Alkohol mehr ausgeschenkt werden, was wiederum dazu führt, dass die Partys ebenfalls vorbei sind.

An einem andern Tag haben Tina und ich noch eine Runde Disc Golf (auch Frisbee Golf genannt) auf Toronto Island gespielt. Die Frisbee, die wir uns für $4 gekauft haben, konnten wir gleich mal in den Müll schmeißen. Das Ding hat geeiert wie blöd. Zum Glück hatten wir auf dem Weg dorthin eine Frisbee in den Büschen gefunden. Damit haben wir dann versucht unser erstes Loch zu spielen. Einheimische Disc Golf Spieler konnten sich das Trauerspiel nicht mit ansehen. Deswegen gab es, neben ein paar Tipps, eine spezielle Disc Golf Frisbee geschenkt. Damit haben wir dann immer abwechselnd die 18 Löcher gespielt. Mit 42 Würfen über Paar hat sich aber gezeigt, dass wir noch ein bisschen üben müssen ;).

Ansonsten haben wir noch ein paar Ecken von Toronto erkundet und die Tage genutzt, um ein paar Bewerbungen los zuschicken.

Apropos Bewerbungen. Weil sich das mit den Jobs hier ein wenig zieht, haben wir uns zunächst für Plan B entschieden. Plan B sieht vor, dass wir zwar kein Geld verdienen, aber nach Möglichkeit auch kein Geld für Verpflegung und Unterkunft ausgeben. Eine Möglichkeit wäre auf der Straße zu schlafen und nichts mehr zu essen. Bei den Witterungsbedingungen hatten wir aber beide keine Lust drauf.

Deswegen haben wir uns bei www.helpx.net angemeldet. Das ist eine Website, über die sich Leute, die gerade ein paar zusätzliche helfende Hände benötigen, und Leute wie wir, die gerade Lust und Zeit haben irgendwo ein bisschen auszuhelfen, finden und verabreden können. Da findet man zum Beispiel den Farmer, der gerade Hilfe bei der Ernte oder mit der Versorgung seiner Tiere benötigt. Oder Familien, die jemanden suchen, der die Kinder ein paar Stunden bespaßt. Oder aber jemand renoviert gerade sein Haus und braucht jemandem der ihm zur Hand geht. Im Gegenzug für täglich 4-5 Stunden Arbeit, kommt man als Helfer dann kostenlos bei seinem Host unter und wird auch noch mit Essen versorgt.

Tina und ich sind bei Reinhold und Jeanette , einem Rentner Pärchen, das 100 km nördlich von Toronto ca. 50 acres (ca. 20 Hektar)Land besitzt, untergekommen. Da fällt auch im Winter jede Menge Arbeit an. Heute haben wir zum Beispiel die Beete mit Stroh abgedeckt und winterfest gemacht. Dann muss in den nächsten Tagen Holz gehackt, Äpfel gepflückt, der Schornstein gereinigt und irgendwann bestimmt auch noch Schnee geschaufelt werden.
Dafür wurden wir bisher mit jamaikanischem Ziegen Curry (Jeanette ist vor gut 40 Jahren aus Jamaika nach Kanada ausgewandert) und abends mit gutem Bier (Reinhold ist vor gut 40 Jahren aus Bergisch-Gladbach nach Kanada ausgewandert) versorgt worden.

Ihr seht also, es geht uns nicht unbedingt schlecht ;). Und mit 4-5 Stunden Arbeit am Tag bleibt uns immer noch genügend Zeit uns hier in der Gegend ein wenig umzuschauen und auf eigene Faust Dinge zu unternehmen.

Roadtrip – raus aus der Stadt

„Wir können ja nicht immer nur in den Städten herum hängen!“ dachten wir uns, und haben zur Abwechslung einen kurzen Roadtrip geplant.
Weil wir uns die Blue Mountains eh anschauen wollten – in das dortige Ski-Ressort ging nämlich eine unserer Bewerbungen – haben wir uns entschlossen von Toronto aus in Richtung West / Nord-West aufzubrechen.

Das Auto war schnell gemietet. Und mit dem Bus ging es von Ottawa zurück nach Toronto. Nach nur einer Nacht in Toronto begann unser kleiner Roadtrip. Die Rucksäcke ins Auto geworfen, schnell die Route für den Tag geplant und dann los. Raus aus Toronto auf den Highway und gleich in den ersten Stau.

Großartig!

Aber ein paar Kilometer außerhalb von Toronto war dann nix mehr los auf den Straßen. Aber schneller vorwärts kommt man deswegen noch lange nicht.
Hier gilt nämlich Tempo 100 auf den großen Highways. Wir sind aber auf den kleineren unterwegs gewesen (ich bin mir gar nicht sicher ob man die Straßen überhaupt noch Highway nennt). Auf jeden Fall gilt auf den kleineren Straßen mit nur einer Spur je Fahrtrichtung Tempo 80!

Jetzt stellt euch eine schnurgerade Strecke von ca. 300 km vor. Ihr könnt grob geschätzt die nächsten 4-5 km der Straße problemlos überblicken. Die zwei Autos da ganz vorne sind auch nicht so spannend. Nach 1-2 Stunden monotonem Schleichen fängt man an, sich zu überlegen, ob es nicht möglich wäre das Lenkrad einfach zu fixieren um in Ruhe eine Runde Karten zu spielen :). Haben wir natürlich nicht gemacht. Aber ich bin mir sicher es wäre möglich gewesen.

Auf jeden Fall sind wir in den fünf Tagen unseres Roadtrips ca. 900 km gefahren. Von Toronto ging es über Flesherton (hier haben wir kurz bei einer Jobbörse halt gemacht) nach Collingwood. Das erste Nachtlager wurde in einem Motel aufgeschlagen.

Den nächsten Tag haben wir mit einem kurzen Besuch im Blue Mountain Ski-Ressort begonnen. Auf der Jobbörse vom Vortag wurden wir gebeten kurz im dortigen Human Ressort Department anzuklopfen um ggf. ein kurzes Interview abzustauben. War aber leider ein Reinfall. Keiner hatte Zeit, darum gab es auch kein Interview.

Also weiter Richtung Osten über Wasaga Beach (hier gibt es den längsten Süßwasserstrand der Welt) nach Barrie um Winterklamotten zu shoppen (den ersten Schnee hatten wir am Vortag nämlich schon gesehen). Das shoppen war erfolgreich, hat aber auch ein wenig gedauert. Also sind wir gleich über Nacht in Barrie geblieben.

Roadtrip

Am nächsten Tag ging es wieder Richtung Westen, am schon bekannten Collingwood vorbei, nach Owen Sound. Dieser Name versprach zumindest ländliche Idylle pur :). Das Wetter wurde besser und so konnten wir unsere neuen Klamotten gleich bei ein paar kurzen Wanderungen zu den um Owen Sound verteilten Wasserfällen testen.

Roadtrip-2 Roadtrip-3

Das letzte Ziel unseres Roadtrips war das südlich gelegene London. Wir haben uns auf dem Weg dorthin ein wenig Zeit in Southampton und in Goderich gelassen. Deswegen war am Ende keine Zeit mehr sich London näher anzuschauen. Aber für einen Burrito hat es dann doch noch gereicht :).

Roadtrip-4

Tja, und dann ging es am nächsten Tag zurück nach Toronto. Hier sind wir wieder im Planet Traveler unter gekommen, schreiben hin und wieder eine Bewerbung und schauen uns ein paar Ecken Torontos abseits der ausgetretenen Touristenpfade an. Aber die kleine Rundreise hat uns erneut vor Augen geführt, wie verdammt groß dieses Land ist. 5 Tage und 900 km und wir haben gerade mal eine kleine Ecke von Ontario erkundet. Wir sind sehr gespannt :):