Auf der Suche nach dem einen Auto um Kanada zu bereisen

Als wir vor zwei Wochen aufgrund von Budgetknappheit kurzfristig aus unserem Projekt geworfen wurden, waren wir zwar nicht direkt betrübt – ein wenig Freizeit zu haben ist auch super – aber ohne Gehalt ist Montreal ein wenig zu teuer. Also fingen wir an uns Alternativpläne zu überlegen. Bei der Überlegung ist es aber erstmal geblieben, da zumindest Tina direkt in einem anderen Projekt untergekommen ist. Blieb also nur noch ich, der zuhause herum saß und den immer wieder kehrenden Schneeschauern zuschauen konnte.

Weil das auf Dauer ein wenig langweilig wurde und weil wir in ca. 4 Wochen hier unsere Zelte abbrechen möchten, habe ich mich auf die Suche nach einem Auto gemacht.
Also habe ich mich, zwei Stunden nachdem Tina das Haus verlassen hatte, aus dem Bett gequält und wacker die hiesigen Anzeigenportale wie kijiji, craigslist und autotrader durchsucht. Autos findet man zuhauf. Aber welches ist das richtige? Wieviel Geld geben wir aus? Ist das Auto zu groß oder zu klein? Wie hoch ist der Verbrauch? Wie alt darf das Auto maximal sein? Welche Laufleistung ist noch ok?

Fragen über Fragen. Also habe ich auf gut Glück die ersten Anbieter abtelefoniert. Immer mal wieder gab es kleinere Hindernisse in Form von mangelnden französisch Kenntnissen auf meiner Seite bzw. mangelnden englisch Kenntnissen auf Seiten der Verkäufer. Aber irgendwie versteht man sich ja doch immer

Car!…. Vendre?…… Oui?…… Something to repair?….. Regarder now?

So in der Art muss sich das angehört haben :-D.

Hatten sich ein oder zwei lohnenswerte Objekte gefunden, habe ich mich auf die Socken gemacht. Im Endeffekt bedeutete das, dass ich mir meinen Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch den Großstadtdschungel in die Randbezirke bahnen musste. Autos, deren Preis innerhalb unseres Budgets liegen, findet man nicht in der Innenstadt. An dieser Stelle muss ich mal eine Lanze für google brechen. Ohne google maps wäre ich bestimmt mehr als einmal in irgend welchen Vororten oder Vierteln hoffnungslos verloren gegangen. Ganz zu schweigen davon, dass ich mir so das enträtseln der Busfahrpläne sparen konnte und mir auf meinem Handy anschauen konnte an welcher Haltestelle ich raus muss. Die werden hier nämlich weder im Bus angesagt / angezeigt noch kann man den Namen der Haltestelle an der selbigen irgendwo ablesen. Soviel also dazu.

Das Resumé nach einer Woche war eher ernüchternd. Entweder die Autos waren totaler Schrott, der Verkäufer hat nicht mit sich handeln lassen und der Preis war somit zu hoch, oder aber das Auto war schon verkauft als ich dort angekommen bin. Außer Spesen nix gewesen. Außerdem hat sich mal wieder gezeigt, dass ich einfach nicht handeln kann. Ich bin quasi ein gefundenes Fressen für den erfahrenen Autoverkäufer. Wobei erfahren musste der Autoverkäufer noch nicht mal sein. Ohne Verstärkung wurde das also nichts. So musste Tina nach ihrem Feierabend bei besonders lohnenswerten Angeboten noch mit, um mir mit ihrem schwäbischen Spartrieb unter die Arme zu greifen. Da haben sich die Verkäufer schon hin und wieder umgeschaut. Good Cop & Bad Cop funktioniert auch beim Autokauf ;-).

Die zweite Woche fing ähnlich an wie die vorangegangene Woche endete. Ein Auto, das wir schon fast gekauft hatten, ist dann in letzter Instanz in Form einer Inspektion mit wehenden Fahnen unter gegangen. Von außen hui und von innen pfui. In Kanada gibt es keinen TÜV und in der Provinz Quebec müssen Autos vor dem Verkauf nur dann zur Inspektion, wenn sie länger als ein Jahr nicht angemeldet waren (wie das in den anderen Provinzen gehandhabt wird, weiß ich nicht aber die Webseite des jeweiligen Verkehrsamts gibt meistens Auskunft darüber). Aber es ist üblich, dass man als Käufer das Auto vor dem Kauf zu einer Pre-Purchase-Inspection bringen kann. Das kostet je nach Werkstatt zwischen $50 und $100 CAD. Da wir beide keine Ahnung von Autos haben war diese Inspektion für uns gesetzt.

Long story short. Nach einigen weiteren Fehlschlägen standen wir auf einmal vor einem weinrotem Chevrolet Venture aus dem Jahr 2004. Schmale 116.000 km auf dem Tacho. Die Maschine sah sauber aus und lief ruhig. Die Probefahrt hat auch keine Mängel ergeben. Ein wenig Rost war zu sehen, aber das ist hier in Kanada auch kein Wunder. Die Autos fahren hier jedes Jahr mindestens 5 Monate durch salzigen Schneematsch. Da fängt sogar Kunststoff an zu rosten.
Die zwei Inspektionen haben ebenfalls keine Mängel ergeben (aber das ist eine andere Geschichte) und mit dem Preis ist man uns auch noch ein ganz klein bisschen entgegen gekommen. BINGO!!!

Also haben wir schnell eine Anzahlung hinterlegt damit uns keiner das gute Stück vor der Nase weg kauft. Was noch fehlte, war die Autoversicherung. Zum Glück kostet die Autoversicherung für ein Jahr mit $308 CAD in der Provinz Quebec nur ein Bruchteil der $5.000 – $8.000 CAD die man in der Provinz Ontario von uns haben wollte (wie schon in unserem Artikel über die Niagara Fälle erwähnt). Und laut Aussage eines Freundes zahlt man auch in der Provinz Alberta um die $1.000 CAD für sechs Monate Autoversicherung. Quebec scheint also eine gute Wahl zu sein um sein Auto anzumelden. Hinzu kommt, dass die Versicherungen sich mit dem Internationalen Führerschein, den wir uns in Deutschland für ca. 20 € besorgt hatten, zufrieden geben. Einzige Bedingung ist, dass man ein Work Permit hat. Also z.B. ein Work & Holiday Visum. In manchen Provinzen muss man angeblich seinen EU Führerschein auf einen Kanadischen umschreiben lassen. Aber das ist nur gefährliches Halbwissen. Das Thema Versicherung war nach einem kurzen Telefonat und der Übermittlung der Kreditkartennummer somit auch erledigt.

Am nächsten Tag bin ich dann mit dem Verkäufer zur Registrierungsstelle. Hier brauchte ich wieder meinen Internationalen Führerschein, meinen Reisepass und natürlich meine Kreditkarte. Es hilft übrigens sehr eine kanadische Adresse in petto zu haben. Die wird nicht überprüft aber man muss bei der Registrierung eine angeben. Zur Not tut es auch die Adresse des Hostels in dem man gerade wohnt ;-). Nachdem meine Daten aufgenommen wurden und ich die KfZ-Steuer und eine vom Kaufpreis abhängige MwSt für ein Jahr im voraus gezahlt hatte, hat man mir unser neues Nummernschild und den Fahrzeugschein ausgehändigt und wir sind stolze Besitzer eines Autos.

Chevy Front Chevy Side Chevy Back

Winterspass in Kanada

Wir sind ja etwas neidisch, dass ihr in Deutschland schon T-Shirt Wetter habt, während wir hier immer noch das weiße Zeug vor der Tür rumliegen haben. Aber wir hatten die letzten Wochen auch viel Spaß am Winter. Und diesen Spaß wollen wir heute mit ein wenig Text und vielen Bildern mit euch teilen.

Auf unserer  Winter To Do Liste stand neben Schlittschuhlaufen und Dog sledding das Schneeschuhwandern. Das Wo war schnell recherchiert und auf die perfekten Bedingungen mussten wir auch nicht lange warten. So machten wir uns dann vor ein paar Wochen bei 15 cm Neuschnee und strahlendem Sonnenschein zum Jean Drapeau Park auf. Ach, war das herrlich. Mit den Schneeschuhen unter den Füssen macht es richtig Spaß querfeldein durch den unberührten Tiefschnee zu stapfen. Und wenn man nicht gerade versucht durch die dickste Schneewehe zu klettern, ist es auch nicht weiter anstrengend. Unterwegs haben wir uns noch die Kunststücke der Skifahrer und Snowborder angeschaut, die auf der Teleski Bahn unterwegs waren. Quasi eine Wasserskianlage im Schnee. War auf alle Fälle ein sehr gelungener Ausflug und ist sehr zu empfehlen.

Ein weiteres Winterhighlight war das Ice canoe Rennen auf dem St. Lawrence Strom. Ein Ruderwettbewerb der besonderen Art. Nicht nur, dass der Fluss eine ordentliche Strömung hat, nein, es gibt dort im Winter natürlich genug Eisschollen, die auf dem Fluss dahintreiben. Und um dem ganzen dann noch eins obendrauf zu setzen, befindet sich der Start und Zielbereich im zugefrorenen Hafenbecken. Das bedeutet, dass das Boot erst mal über die geschlossene Eisdecke geschoben werden muss, bevor es ins Wasser gelassen wird. Und nach 3 bzw. 4 Runden paddeln, geht es wieder zurück aufs Eis und mit einem Schlussspurt ins Ziel. Die Kanadier sind einfach verrückt!

Das hat uns auch eine weitere Veranstaltung am Olympiastadion gezeigt. Dort gab es neben einem lumberjack Wettbewerb eine Snowmobile Show. Klingt jetzt nicht so spannend, aber schaut euch einfach mal die Bilder an. Und nein das ist keine Fotomontage.

Zuletzt möchte ich noch kurz über unseren Ausflug nach Ottawa berichten. Ja da waren wir auch schon mal im Herbst, aber da es dort die längste Eisbahn der Welt gibt – den Rideau Kanal – mussten wir dort auf alle Fälle noch einmal hin. Und auch dieser Weg hat sich definitiv gelohnt. Es ist einfach nur genial wenn man kilometerlang in eine Richtung fahren kann. Und wer eine Stärkung braucht, kann sich auf dem Eis an den verschiedenen Buden mit Snacks eindecken und sich auf den Picknickplätzen eine Pause gönnen.

Ihr seht auch der Winter kann schön sein, aber so langsam wollen wir hier auch endlich Frühling!