Unsere Entscheidung war also gefallen. Wir wollten uns nun tatsächlich von dem vertrautem Leben in vier Wänden und einem festen Dach über dem Kopf verabschieden, und gegen ein unstetiges Nomadenleben in unserem Camper „Robin (Red Hood)“ eintauschen. Ein wenig zu früh wie sich heraus stellte. Aber dazu später.
Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von Michael, räumten unseren Krempel, den wir großzügig in seinem Apartment verteilt hatten, wieder in Robin und machten uns auf den Weg. In einem Anfall von Masochismus, gepaart mit schwäbischer Sparsamkeit, wählten wir den Weg direkt durch Manhattan um Mautgebühren zu sparen (vom Süden Manhattans in den Norden wohlgemerkt!). So hatten wir noch einmal mehr oder weniger gemütliche 1-2 Stunden Zeit uns die Stadt aus dem Auto heraus anzuschauen.
Nachdem wir den Großraum New York mit seinen unzähligen Staus endlich hinter uns hatten, verlief die übrige Strecke nach Boston dank Tempomat, gut ausgebauter Straßen und wenig Verkehr eher ereignislos. Als wir in den Abendstunden endlich an unserem Ziel angekommen sind, hieß es einen Stellplatz für unser Haus auf vier Rädern zu finden. Campingplätze sucht man in der näheren Umgebung von Boston vergeblich. Wir hatten uns aber eh für die Variante des urbanen Campings entschieden. Sich einfach irgendwo an den Straßenrand stellen oder auf Rastplätzen zu übernachten ist im Bundestaat Massachusetts verboten. Zum Glück erlauben viele Supermärkte, dass man sein Auto auch über Nacht auf deren riesen Parkplätzen parken und in den Autos dann auch schlafen darf. Diese Option ist relativ populär unter Besitzern so genannter RVs (Recreation Vehicle), die man hier in Kanada vor fast jedem zweiten Haus stehen sieht. Und somit ist es auch kaum verwunderlich, dass es ein Smartphone App (iTunes / Google Play) gibt, die einem die entsprechenden Parkplätze anzeigt. Die App ist recht hilfreich, allerdings sollte man sich nicht zu sehr auf die Informationen dieser App verlassen. Unser erster Versuch in Boston bescherte uns den ungläubigen Blick eines Truck Stop Besitzers, der keine Ahnung hatte warum seine Tankstelle (als etwas anderes konnte man diesen angebliche „Truck Stop“ wirklich nicht bezeichnen) in unserer App auftauchte. Aber er hat uns dann trotzdem erlaubt auf seinem Gelände zu übernachten. Und so haben wir unsere erste Nacht in unserem Camper Robin auf einer Tankstelle direkt an einer Durchgangstraße verbracht. Richtig gut geschlafen hat keiner von uns beiden.
Die Nacht war aber auch irgendwann vorbei. Und da wir nicht weit von der Innenstadt übernachtet hatten, fanden wir schnell ein schönes Café und nach einem leckeren Frühstück war die vergangene Nacht schnell vergessen. Den restlichen Tag verbrachten wir damit, durch Boston zu schlendern. Am späten Nachmittag haben wir Boston dann Richtung Norden verlassen. Um einen Schlafplatz für die zweite Nacht zu finden, befragten wir wieder besagte App. Dieses Mal hatten wir aber mehr Glück, und wir hatten eine entspannte Nacht auf einem riesigen Walmart Parkplatz.
Nach einem gemütlichen Frühstück in der Sonne überquerten wir am nächsten Tag relativ entspannt und ohne größere Vorkommnisse die kanadische Grenze bei Saint Stephen (Provinz New Brunswick). Nach der ganzen Aufregung und den vielen Kilometern der vergangenen Tage haben wir uns eine Nacht auf einem Campingplatz gegönnt.
In den darauf folgenden zwei Tagen haben wir uns zunächst Fredericton, die Hauptstadt der Provinz New Brunswick, und dann die Industriestadt Saint John an der Bay of Fundy angeschaut. Beides waren unserer Meinung nach keine wirklichen Highlights. Uns wurde allmählich klar, warum man New Brunswick auch die „drive through province“ nennt. Außerdem sind wir leider eine knappe Woche zu früh hier angekommen. Alle Sehenswürdigkeiten und leider auch die Campingplätze machen erst nächsten Freitag auf. So blieb uns nichts anderes übrig als wiederum die Nächte auf einem Parkplatz zu verbringen. Aber wir gewöhnen uns langsam daran. Außerdem hat man seine Vorratskammer quasi vor der Tür und auch die sanitären Anlagen sind 1A in Schuss J.
Heute aber haben wir endlich unsere Wanderschuhe angezogen, und sind durch den Irving Nature Park westlich von Saint John gewandert. Das ist zwar ein relativ kleiner Park, aber wir haben es genossen endlich mal wieder durch die Natur zu wandern.
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Keep on rollin… 🙂