Durch Saskatchewan und Alberta

So langsam  müssen wir aber wirklich ein wenig mit unseren Erzählungen aufholen. Es fehlt nur noch ein knapper Monat, dann läuft unser Jahresvisum für Kanada aus. Schon krass wie schnell die Zeit vergeht. Gerade erst sind wir in Toronto angekommen. Also gut – los geht’s. In den jetzt folgenden Zeilen versuchen wir euch ein wenig die Provinz Saskatchewan und die Anfänge von Alberta näher zu bringen. Damit sollte sich dann auch die Lücke zu unserem Artikel über das Calgary Stampede schließen.

Vom Riding Mountain National Park in Manitoba war es nur noch eine kurze Strecke über die Provinzgrenze nach Saskatchewan. Unser erstes Ziel in der neuen Provinz war die Provinzhauptstadt Regina. Gleich vorweg – die Stadt hat nicht wirklich viel zu bieten und lädt nicht ein länger zu verweilen. Eine kurze Führung durch das Parlamentsgebäude haben wir uns dann aber doch gegönnt. Manchmal sind solche Führungen gar nicht so schlecht. Zumindest hat man die Chance ein klein wenig mehr zu erfahren und rennt nicht einfach nur dumm herum und glotzt durch die Gegend. Wir haben zum Beispiel gelernt, dass das Parlament nur ca. 5 Monate im Jahr tagt. Im Frühling und kurz vor Jahreswechsel. Das reicht wohl aus um alles Wichtige für die Provinz Saskatchewan zu regeln. Politiker zu sein ist hier wohl eher ein Hobby als ein Fulltime Job. Darüber hinaus gab es noch ein bisschen Kunst zu bestaunen. Nach einer Stunde war die Führung auch schon vorbei und wir haben uns darum gekümmert unsere Klamotten zu waschen, etwas zu Essen zu jagen und unsere Vorräte wieder aufzufüllen.

Das Parlamentsgebäude von Saskatchewan in der Hauptstadt Regina

Nach einer geruhsamen Nacht auf einem Walmart Parkplatz und einem stärkendem Frühstück bei Tim Hortons sind wir noch schnell beim Friseur vorbei. Unsere Fußballnationalmannschaft sollte an diesem Tag gegen Brasilien im Halbfinale spielen. Dafür wollten wir uns ein wenig rausputzen ;-). Nein im Ernst. Unsere Haare hatten wir nun schon seit April nicht mehr schneiden lassen – es wurde also definitiv Zeit.
Um uns den sagenhaften 1:7 Sieg unser National Elf anzuschauen, haben wir Regina verlassen und sind nach Moose Jaw gefahren. Dort haben wir es uns bei einem Boston Pizza Laden gemütlich gemacht um auf deren Fernseher das Spiel zu schauen. Zunächst wurden wir ein wenig belächelt als wir unsere Deutschland Flagge heraus holten. Ziemlich schnell hatten sich aber alle Anwesenden an unsere Jubelschreie gewöhnt und fingen an sich mit uns zu freuen. Einer der Kellner, ein bekennender Brasilien Fan, hat uns nach dem 0:5 sogar Budweiser Fanschals mit Deutschland Flagge geschenkt. Alles in allem also schon mal ein super Start in den Tag.
Nach dem Spiel machten wir uns auf, die verruchte Vergangenheit von Moose Jaw zu erkunden. Moose Jaw soll angeblich der Ausgangspunkt für den Alkoholschmuggel in Richtung Chicago während der Prohibition gewesen sein. Und Al Capone war anscheinend ein nicht selten gesehener Gast. Zudem wurden erst vor ein paar Jahren einige Tunnel unter der Stadt entdeckt. Die Tunnel wurden ein wenig heraus geputzt, die örtliche Theatergruppe hat sich in Outfits der 1920er Jahre geschmissen und eine spannende Story um Al Capone gestrickt. Dann braucht man nur noch den Touristen ein paar Dollar abzuknöpfen und in der Rolle von Alkoholschmugglern zusammen mit den Schauspielern durch die Tunnel schicken – schon hat man seine Touristenattraktion. Uns hat es auf jeden Fall Spaß gemacht, aber ob die Geschichte um Capone und Moose Jaw stimmen wissen wir nicht genau.

Capone ist allgegenwärtig in Moose Jaw

Weiter ging es durch endlose Raps- und Kornfelder in den Süden Saskatchewan, in Richtung des Grassland National Park. Uns wurde immer wieder geraten durch Manitoba und Saskatchewan ohne Stopp durch zu fahren. Unserer Meinung nach ist das ein Fehler. Wenn man sich ein wenig nördlich oder südlich des Trans Canada Highways über die Nebenrouten durch die Provinzen schlägt, findet man eine Landschaft, die durchaus ihre schönen und faszinierenden Seiten hat. Klar, in Saskatchewan findet man keine Wälder, Berge oder Seen. Aber gerade die Tatsache, dass man tatsächlich nicht einen Baum bis zum Horizont sieht, hat zusammen mit den endlosen Feldern einen ganz eigenen Reiz und ist eine willkommene Abwechslung.
Die Nacht verbrachten wir vor den Toren des Grassland National Parks auf einem kleinen Campground mitten im Nirgendwo. Auf dem angeschlossenen Rodeoground wurde noch für das Rodeo am nächsten Wochenende trainiert. Und so konnten wir schon einmal erste Eindrücke für das Stampede in Calgary sammeln.

Team Roping Training - ein erster Vorgeschmack auf das Calgary Stampede

Auch in diese Richtung nichts zu sehen Soweit das Auge reicht Zum Glück sieht man alle Hindernisse auf der Straße schon eine halbe Stunde vorher

Die nächsten Kilometer unserer Reise führten uns dann durch den Grassland National Park. Auf einer staubigen Piste konnten wir durch den Park fahren, den Bisons beim Grasen, den Präriehunden beim herumtollen zuschauen und uns an unterschiedlichen Stationen via Schautafeln über die Besonderheiten des Nationalparks und seiner Flora und Fauna weiterbilden. Wir hätten auch wieder wandern können. Allerdings gibt es hier keine ausgewiesenen Wanderwege, sondern man navigiert anhand von Merkmalen in der Landschaft quer durch den Park. Für so eine Tour braucht man 1-2 Tage und somit ein Zelt. Außerdem ist, bedingt durch die sumpfige Beschaffenheit, der Park ein Mekka für Moskitos. Wir sind immer nur ganz kurz aus dem Auto heraus, zur nächsten Infotafel gesprintet, kurz gelesen was dort steht und bevor die Moskitos richtig Witterung aufnehmen konnten waren wir auch schon wieder im Auto. Ausgiebige Wanderungen haben wir uns also dieses Mal verkniffen.
Aus demselben Grund haben wir uns auch gegen eine Übernachtung im Park entschieden und sind stattdessen in den Cypress Hill Interprovincial Park gefahren. Interprovincial deswegen, weil die eine Hälfte des Parks in der Provinz Saskatchewan liegt und die andere Hälfte in Alberta. Uns war es gleich und wir haben auf einem wunderschönen kleinen Campground mitten im Park unser Lager aufgeschlagen. Bei einem schönen Lagerfeuer und einer Runde Hufeisenwerfen haben wir den Tag ausklingen lassen.

Aber nicht zu nah ran gehen. Die Viecher haben Flöhe Cowboy in Ausbildung Eine entspannte Runde Hufeisenwerfen Im Grasland National Park gabs die ersten Präriehunde zu sehen Und dabei den Abendhimmel bewundern

Der nächste Tag fing mit einem Besuch im Fort Walsh an. Dieses diente zunächst der Royal Canadian Mounted Police (die Mounties) als Außenposten um in Zeiten von Glücksrittern und Halsabschneidern im noch nicht kolonisiertem Westen Kanadas Präsenz zu zeigen und kanadisches Recht zu vertreten. Nachdem weiße Siedler alle Büffel ausgerottet und somit die Lebensgrundlage der Indianer vernichtet hatten, hat unter anderem der Sioux Häuptling Sitting Bull in diesem Fort die „Verhandlungen“ über den Verbleib seines Stammes in Kanada geführt.
Später wurden in diesem Fort die schwarzen Pferde der Mounties gezüchtet und zugeritten. Inzwischen ist das ganze eine National Historic Site. Parkangestellte in historischen Kostümen geben den Besuchern mit kleineren Aufführungen und Führungen durch das Fort einen super Einblick in die damalige Zeit. Unser Urteil: Auf jeden Fall im Fort Walsh vorbei schauen!

Die Frau eines Sergeant erzählt ein wenig aus ihrem Alltag im Fort Vorbereitung zur Gerichtsverhandlung im Fort Walsh

Weiter ging es durch den Cypress Hill Park über die Grenze nach Alberta und zum Dinosaur Provincial Park. Was darf man sich darunter vorstellen? Schwer zu beschreiben. Versucht euch plattes, endloses weites Land vorzustellen, auf dem alle paar Hundert Meter eine Ölpumpe einsam das reichlich in Alberta vorhandene Öl aus dem Boden pumpt.

Raps und Ölpumpen. Das sind die ersten Dinge, die man in Alberta zu sehen bekommt

Ihr fahrt also durch diese Landschaft, immer dem Schildern zum Dinosaur Provincial Park folgend. Die Dichte an Plastik-Dinos am Straßenrand nimmt zu und auch die wenigen Geschäfte tragen inzwischen komische Dino-Namen. Aber immer noch ist alles platt und überschaubar. Dann folgt ihr einem Schild zu einem Parkplatz. Ihr parkt, steigt aus und geht in die Richtung in der schon viele Touristen stehen. Und dann auf einmal hört die endlose Ebene direkt vor euren Füßen auf und fällt ab in ein Tal, in dem bizarre Felsformationen, Schluchten und Canyons eine Art Labyrinth bilden. Das sind die Badlands. Die Badlands sind ein Eldorado für all diejenigen, die auf der Suche nach Dinosaurierknochen sind. Man brauchte quasi nur ein paar Meter in dieses Labyrinth hinein gehen und ist über ein komplettes Skelett gestolpert. Es gibt wohl kaum ein Naturwissenschaftliches Museum auf dieser Welt, das nicht mindestens ein Dinosaurierskelett aus dieser Gegend ausstellt (zumindest haben wir das auf einer der Infotafeln gelesen). Auch heute noch werden hier bei Ausgrabungen Dino-Knochen und Skelette gefunden. Deswegen darf man auch nichts aufheben und mitnehmen. Schon gar nicht darf man die ausgewiesenen Wege verlassen. Übrigens: Der Name „Badlands“ stammt von den ersten Siedlern, die mit ihrem Pferd durch diese Labyrinthe hindurch mussten und oftmals ziemlich lange nach einem Weg aus diesem „bösen Land“ suchen mussten.

Wir haben uns also schön auf den ausgewiesenen Wegen durch den Park bewegt und uns ein paar ausgestellte Dinosaurierskelette angeschaut. – (Mir ist gerade beim hochladen der Bilder aufgefallen, dass wir nicht ein einziges Foto von so einem Skelett oder Knochen gemacht haben… dumm aber schlau).

Auch im Horseshoe Canyon sind die Felsformationen der Badlands zu finden Der Regen spühlt die Schichten aus Kalkstein und Lehm immer mehr weg und neue Dino-Knochen können entdeckt werden Die sogenannten Hoodos Ein schneller Blick in den Horsethief Canyon und dann ab nach Calgary Eisen mischt sich in eine Gesteinsschicht und macht diese härter als die Schichten darunter. Wind und Wetter erodiert alles drum herum weg und die Eisenkappe bleibt mit dem bisschen direkt darunter. Fertig ist der Hoodo Hier darf man auch uneingeschränkt herum wandern. Aber Vorsicht - das ist Klapperschlangen-Land Und dann tauchen die Balands auf

Weiter ging es ein paar Kilometer nordwestlich nach Drumheller. Drumheller liegt im direkten Einzugsgebiet von Calgary und bietet ebenfalls jede Menge Dino-Zeug. Wir haben uns lediglich den riesigen T-Rex vor der Visitor-Info angeschaut, haben unser Essen im angrenzenden Park gekocht und anschließend die Nacht auf dem örtlichen Walmart Parkplatz verbracht. Am nächsten Tag mussten wir nämlich am Flughafen in Calgary sein um Chris und Anne abzuholen.

Eine Million für den Bau des Plastikdinos vor dem Visitor Center in Drumheller. Ich sage- Spitze!

An dieser Stelle schließt sich die Lücke zu unserem Calgary Stampede Blogartikel und wir machen ab sofort wieder mit aktuelleren Meldungen von unserer Reise weiter.

Wir hoffen es hat euch Spaß gemacht mit uns durch Saskatchewan und Alberta zu reisen und das dieser Artikel euch trotz der Länge gefallen hat. Wie auch immer, schreibt uns doch einfach mal einen kurzen Kommentar und lasst uns wissen ob wir weiter berichten sollen ;-). So long.

3 Antworten auf „Durch Saskatchewan und Alberta“

    1. Wir könnten mit einem ganz normalen Touristenvisum noch hier bleiben. Aber der Winter steht quasi wieder vor der Tür und wir haben uns beide noch nicht von dem letzten Winter erholt. In Kanada bleiben ist also keine Option ;).

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